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Fabergé 
Vom Schloss aufs Schlachtfeld und wieder zurück

Die berühmten Fabergéeier gehen auf den alten russischen Brauch zurück, zu Ostern drei Küsse sowie liebevoll geschmückte Eier zu verschenken. Vor dem Hintergrund dieser Tradition fertigte Carl Peter Fabergé (1885-1917), der Juwelier des Zarenhofs, für die Zarenfamilie kunstvollst verzierte Prunkeier aus Elfenbein, Perlen und Diamanten. Erst letztens wurde eines dieser Eier bei Sotheby´s für 12 Millionen Euro versteigert.

Beim Abriss einer alten DDR-Schulturnhalle wurden zwischen alten Sportgeräten diverse leere Handgranaten gefunden.
Nach Auskunft ehemaliger Schüler wurden dort früher Handgranaten-attrappen im Sportunterricht gewohnheitsmäßig zum Weitwurftraining eingesetzt.
Subversiv spielt die Arbeit mit diesen Aspekten: Beispiele feudaler Verschwendung vermischen sich mit Symbolen von Klassenkampf, Umsturz und Revolte. Die alten leeren Handgranaten wurden in Gold- und Silbertönen bronziert und im Schlossambiente präsentiert (sozusagen im „grünen Gewölbe“). Auf dem Präsentationssockel werden die leeren Granaten nobilitiert und spielerisch in ihren ehemals kostbaren Kontext zurückgeführt.
Der Spiegel in seiner narzistischen, eiskalten Glätte und Härte führt die spezifisch gerasterte Oberfläche des ehemals todbringenden Objekts vor Augen.
Die Arbeit Fabergé ist darüberhinaus eine Anspielung an Beuys´ Umschmelzung der Zarenkrone in einen Osterhasen.

Beate Rothensee
Fabergé 
2006
Leere Handgranaten, bronziert
Spiegel, Holzsockel
© VG BILD-KUNST 2009